Kyra Eissing - 28 Apr 2022

Geben und Nehmen im Sozialstaat

Dieser Beitrag fasst einige Ergebnisse und Erkenntnisse der IW-Studie „Altersverteilung von Steuern, Abgaben und staatlichen Leistungen“ (veröffentlicht am 21.02.2022) zusammen.

Wer finanziert den Staat und wer profitiert vom Staat am meisten?
Das Leben der Menschen gliedert sich in verschiedene Lebensphasen - in der genannten Studie werden die Phasen Ausbildung, Erwerbsleben und Ruhestand betrachtet. Es wird untersucht, welche Zahlungssalden sich in diesen Lebensphasen der Bürger gegenüber dem Staat ergeben. Mit Salden ist gemeint, dass die in diesen Phasen anfallenden Zahlungen des Bürgers an den Staat mit den vom Staat empfangenen Leistungen verrechnet, sprich saldiert werden. So werden in der Erwerbsphase im Schnitt höhere Steuern und Abgaben an den Staat gezahlt als Transferleistungen von diesem bezogen. In der Ruhestandsphase hingegen werden mehr Leistungen vom Staat bezogen als Zahlungen an den Staat entrichtet. Die IW-Studie „Altersverteilung von Steuern, Abgaben und staatlichen Leistungen“ bildet diese Zahlungsströme empirisch ab, um anschließend ein Bild über die altersabhängige Verteilungswirkung von Abgaben und Transfers im Querschnitt der Bevölkerung zu zeichnen und schlussendlich eine Antwort auf die Frage „Wer finanziert den Staat und wer profitiert vom Staat am meisten?“ zu finden.

Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
Die IW-Studie zeigt auf, dass die Einkommenssteuer die Altersverteilung der Gesamtsteuerlast stark beeinflusst und diese somit sehr von der Einkommenserzielung abhängt. Im Alter von Mitte 50 erreicht die Einkommenssteuerlast mit etwa 13.500 EUR ihr Maximum. Dies liegt an dem in diesem Alter in der Regel erreichten Einkommensmaximum und wird durch die progressive Wirkung des Einkommenssteuertarifs verstärkt. Die Sozialbeiträge der Arbeitnehmer, einschließlich unterstellter Arbeitnehmerrentenbeiträge für Beamte, die in der Studie modellhaft angenommen werden, liegen in dem Alter bei durchschnittlich fast 7.000 Euro. Mit steigendem Alter sinken die Steuern und Sozialveiträge der Arbeitnehmer. Die Altersverteilung der Steuern und Sozialbeiträge bildet somit den Altersverlauf der Einkommensentwicklung über den Lebenszyklus nach. 

Die vom Staat bezogenen Leistungen (inkl. Sachleistungen) übersteigen bis zu einem Alter von 24 Jahren die Steuer- und Sozialabgaben. Mit steigendem Alter liegen die Einzahlungen jedoch über den bezogenen Leistungen. Die monetären Transfers ohne Renten und Pensionen erreichen ihr Maximum (durchschnittlich 3.500 Euro) im Alter von Ende 30.

Die Nettoeinzahlungen (Differenz aus Einzahlungen und bezogenen Leistungen) erreichen ihr Maximum mit Mitte 50. Sinkende Abgaben bei gleichzeitiger Steigerung der Renten und Pensionen sowie Gesundheitskosten werden dabei mit dem höheren Lebensalter und dem anstehenden Ausscheiden aus dem Erwerbsleben begründet.

Im Alter von 65 Jahren übersteigen die bezogenen Leistungen im Schnitt die Einzahlungen. Der dadurch entstandene Überschuss an erhaltenen Leistungen ggü. getätigten Einzahlungen vergrößert sich anschließend weiter bis zum Lebensende.

Betrachtet man den durchschnittlichen Bezug von Renten- und Pensionseinkommen liegt das durchschnittliche Einkommen mit ca. 20.000 Euro im Jahr für über 80-Jährige am höchsten. Der Bezug von Renten- ud Pensionseinkommen beginnt bereits im Alter von Anfang 50. Für den Großteil der Personen erfährt er jedoch erst mit Anfang 60 eine hohe Relevanz. 

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass die größten Unterschiede in der Altersverteilung von Steuern, Sozialabgaben, Transfers und Sachleistungen einkommenssteuergetrieben sind und somit in Abhängigkeit zu dem persönlich erzielten Einkommen stehen.

Ein weiteres Ergebnis konnte in Bezug auf den Bildungsgrad festgestellt werden. Die Studie konstatiert, dass bei Personen ohne Berufsausbildung eine ausgeprägte Abhängigkeit von Sozialtransfers zu beobachten ist. Des Weiteren sind die Renten in dieser Gruppe im Vergleich zu Gruppen mit einer Berufsausbildung oder einem Hochschulabschluss verhältnismäßig niedrig. Mit Blick auf die Tragfähigkeit der Finanzen sollte die Politik daher das Ziel verfolgen, den Anteil von Personen ohne eine Berufsausbildung zu reduzieren.

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